Acht Monate nach dem verheerenden Bombenanschlag muss sich der 40-jährige Mechaniker Amrozi vor Gericht verantworten. Er wird beschuldigt, den Sprengstoff und das Tatfahrzeug für den Anschlag im Touristenort Kuta beschafft zu haben.
Zwei Polizisten führten Amrozi am Morgen in den improvisierten Gerichtssaal in einer Veranstaltungshalle, wo er auf einem Stuhl Platz nahm und nicht wie erwartet in einem Metallkäfig. Die Anklagevertreter begannen mit der Verlesung der 33 Seiten umfassenden Anklageschrift.
Die Anklageschrift wirft Amrozi und zwölf Komplizen eine bösartige Verschwörung vor. Im Falle einer Verurteilung droht Amrozi die Todesstrafe
Amrozi ist der erste von mehr als 30 Verdächtigen, die sich wegen des blutigen Anschlags verantworten müssen, der der islamischen Extremistengruppe Jemaah Islamiyah zugeschrieben wird.
Weltweites Entsetzen
Am 12. Oktober 2002 hatten drei Bombenexplosionen im Abstand weniger Sekunden die Ferieninsel Bali erschüttertet: 202 Menschen starben, darunter drei Schweizer. Es war das schwerste Attentat seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA.
Das Ausmass des Blutbads löste weltweit Entsetzen ausgelöst - ebenso das von den Attentätern ausgewählte Ziel: ein mehrheitlich von Hindus bewohntes Eiland, die "Insel der Götter", ein bei westlichen und vor allem australischen Touristen beliebtes Surferparadies.
Amrozi soll den Sprengstoff und das Tatfahrzeug für den Anschlag in dem Touristenort Kuta gekauft haben. Die 33-seitige Anklageschrift wirft ihm und zwölf Komplizen eine "bösartige Verschwörung" vor.
Der Lieferwagen Mitsubishi L-300 war unter anderem mit 900 Kilogramm Kaliumchlorid und 25 Kilogramm TNT präparidert. Er explodierte an jenem Samstag kurz nach 23.00 Uhr Ortszeit vor dem gut besuchten Sari Club und verwandelte den Nachtclub in Kuta-Beach in ein Flammenmeer. 202 Menschen starben.
Viele Länder betroffen
Nur 29 Sekunden vorher zündete ein Selbstmordattentäter in dem benachbarten Restaurant Paddy's Bar eine Bombe, durch die acht Menschen starben. Ein dritter Sprengsatz explodierte in der Nähe des US-Konsulats in Denpasar, ohne dass jemand verletzt wurde.
Menschen aus 21 Ländern kamen bei diesen Anschlägen ums Leben, mehr als 300 wurden verletzt, viele von ihnen sehr schwer. Mit 88 Getöteten hatte Australien am meisten Opfer zu beklagen.
Fahndungs-Erfolg
Mehr als einhundert australische Polizisten und Mitarbeiter der US-Bundespolizei FBI trafen kurz nach dem Anschlag auf der traumatisierten Insel ein und halfen den indonesischen Behörden bei den Ermittlungen vor Ort.
Amrozis Festnahme Anfang November auf Java war der erste grosse Fahndungserfolg. Er habe "so viele Amerikaner wie möglich töten wollen", sagte Amrozi angeblich der Polizei.
Der Prozess gegen Amrozi und die weiteren Verdächtigen wird voraussichtlich mehrere Monate dauern. Unter den Angeklagten ist auch ein regionaler Vertreter von Jemaah Islamiyah.
Die Extremistengruppe, die Verbindungen zum Terrornetzwerk El Kaida von Osama bin Laden haben soll, wurde von Australien schon kurz nach dem Anschlag für die Bluttat verantwortlich gemacht.
Terrornetzwerk?
Die Regierung in Jakarta, die Berichte über angebliche Terrornetzwerke in Indonesien zuvor immer wieder zurückgewiesen hatte, erliess binnen einer Woche zwei Anti-Terror-Dekrete und fasste den Anführer von Jemaah Islamiyah, den Religionsgelehrten Abu Bakar Bashir.
Diesem wird zurzeit wegen eines Umsturzversuchs zur Errichtung eines islamischen Staates der Prozess gemacht. Der Anschlag auf Bali wird Bashir jedoch nicht persönlich zur Last gelegt.