UNGLÜCKSFÄLLE
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Prozess um Flugzeug-Katastrophe in Mailand

Freitag, 16. April 2004 / 17:02 Uhr
aktualisiert: 19:19 Uhr

Mailand - Mehr als zwei Jahre nach der Flugzeug-Katastrophe mit 118 Toten auf dem Mailänder Flughafen Linate hat ein Gericht gegen alle vier Angeklagten hohe Haftstrafen verhängt. Der Unfall sei durch fahrlässiges Handeln herbeigeführt worden.

2001 stiess ein Flugzeug der SAS mit einer deutschen Cessna zusammen.

Die Richter verurteilten zwei Direktoren des Flughafens, den damaligen Chef der Flugaufsichtsbehörde sowie einen Lotsen. Die Strafen belaufen sich von sechs Jahren und sechs Monaten bis zu acht Jahren Haft.

Cessna kreuzte die Fahrbahn

Am 8. Oktober 2001 waren in Linate bei dichtem Nebel eine startende Passagiermaschine der skandinavischen Linie SAS und ein deutsches Kleinflugzeug vom Typ Cessna zusammengestossen. Die Cessna mit vier Deutschen an Bord hatte die Startbahn gekreuzt, als die MD-87 mit 110 Insassen gerade auf volle Geschwindigkeit beschleunigte.

Die skandinavische Maschine ging in Flammen auf und prallte gegen einen Gepäckhangar, wo vier Arbeiter ums Leben kamen. Niemand in den beiden Flugzeugen überlebte.

Irrtümlich falscher Weg

Der Kontrollturm hatte dem Piloten der deutschen Maschine irrtümlich einen falschen Weg zugewiesen, hiess es später. Zudem gab es nach dem Unfall scharfe Kritik an schweren Sicherheitsmängel und Schlampereien. Die Startbahnen seien nur sehr mangelhaft beleuchtet gewesen.

Kein Bodenradar

Als eine Hauptursache der Katastrophe wurde das Fehlen eines Bodenradars genannt. Der Kontrollturm habe das Kleinflugzeug deshalb aus den Augen verloren und dem Piloten falsche Befehle erteilt. Italienische Zeitungen beschrieben dies empört als "Angekündigte Katastrophe".

Jüngsten Medienberichten zufolge herrschte nach der Katastrophe zunächst völliges Chaos im Kontrollturm. Die Fluglotsen hätten über zwei Minuten nach dem Zusammenstoss nichts vom Unfall bemerkt. Erst ein Pilot, der nicht in den Unfall verwickelt war, habe sie auf die Katastrophe aufmerksam gemacht, hiess es unter Berufung auf ein Tonband der Towergespräche.

(pt/sda)