Wie die New York Times berichtet, seien bereits am 16. April einige der Videos wieder von der Plattform entfernt worden, nachdem das Filmstudio eine Copyright-Verletzung gemeldet hatte.
Inzwischen sind wieder ein paar der betreffenden Cartoons bei YouTube aufgetaucht. Ob von Warner oder YouTube versucht wurde, die rassistischen Trickfilme, die seit 40 Jahren unter Verschluss gehalten werden und als «Censored 11» bekannt sind, von der Videoseite zu nehmen, hat keines der Unternehmen bislang bestätigt.
Auf Beschwerden angewiesen
US-YouTube-Sprecher Ricardo Reyes erklärte gegenüber der New York Times, dass sich das Portal auf die Rechteinhaber verlasse, um Urheberrechtsverletzungen zu identifizieren. Ebenso sei die Plattform auf die User angewiesen, wenn es um anstössige, fragliche Inhalte gehe. «Wenn sich die Leute nicht beschweren, bleiben die Videos online», so Reyes.
Sobald allerdings eine Copyright-Verletzung ausgemacht werden konnte, würde YouTube auch sehr schnell die betreffenden Videos entfernen. Warner äusserte sich seinerseits in einer E-Mail zu den rassistischen Cartoons. «Warner Brothers hält die Rechte an den fraglichen Titeln. Wir schützen all unsere Rechte vehement und machen keine Unterscheidungen auf Grundlage der Inhalte», so der Wortlaut.
«Historischer Wert»
Die Cartoons sorgten bereits vor ihrer ersten Veröffentlichung 1943 für Diskussionen. Die National Association for the Advancement of Colored People (NAACP) protestierte damals allerdings erfolglos gegen die öffentliche Ausstrahlung.
Einer der YouTube-Nutzer, der einige der rassistischen Cartoons gepostet hat, wollte seinen richtigen Namen bislang nicht nennen. Unter seinem Nickname WMAV01 schrieb er allerdings in einer E-Mail, dass die «Cartoons nie per Gesetz verboten worden sind und einen historischen Wert besitzen».
Entdeckt habe er die Videos auf anderen Webseiten wie beispielsweise «foundrymusic.com», die zu einer Radiosendung gehört. Ausserdem sind die Cartoons als DVD-Kopien auf banned-cartoons.com käuflich zu erwerben.
Copyright-Frage im Vordergrund
Bislang haben sowohl Warner als auch YouTube in dem Fall vor allem die Copyright-Frage in den Vordergrund gestellt. Was die inhaltliche Ebene und den Umgang damit betrifft, hielten sich beide Unternehmen mit Stellungnahmen zurück.
«Warner Bros. geht grundsätzlich unabhängig von dem konkreten Titel und Inhalt konsequent gegen Urheberrechtsverletzungen vor. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob es sich um alte oder neue Werke handelt. Auch die für die illegale Verbreitung genutzte Plattform ist dabei irrelevant», bekräftigt ein Sprecher von Warner Brothers.
Michael Barrier, Autor und Experte für die historische Entwicklung von Animationen und Cartoons, meint, die Videos sollten in reflektierter Weise einem intelligenten, erwachsenen Publikum präsentiert werden.