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Schwere Vorwürfe an Ägyptens Sicherheitskräfte

Samstag, 17. August 2013 / 14:41 Uhr

Bern - Ägyptens Armee hat laut Amnesty International bei der Räumung der Protestlager wahllos getötet. Die Sicherheitskräfte hätten offensichtlich keinen Unterschied gemacht zwischen gewalttätigen und gewaltlosen Demonstranten.

Die ägyptischen Sicherheitskräfte seien mit «völlig unangemessener Gewalt» vorgegangen, hielt Amnesty International in einem am Samstag veröffentlichten Bericht fest.

Die Sicherheitskräfte seien mit «völlig unangemessener Gewalt» vorgegangen, hielt die Menschenrechtsorganisation in einem am Samstag veröffentlichten Bericht fest. «Ohne zwingende Notwendigkeit» sei scharfe Munition zum Einsatz gekommen. Entgegen früheren Versprechen hätten die Sicherheitskräfte auch die Verwundeten nicht gehen oder abtransportieren lassen.

Es bestehe kaum ein Zweifel daran, dass die Sicherheitskräfte «keinerlei Rücksicht auf menschliches Leben genommen haben», wurde der Leiter des Amnesty-Nordafrika-Programms, Philip Luther, zitiert. Es seien auch einige der Demonstranten gewalttätig gewesen. Die «brutale Reaktion» der Sicherheitskräfte darauf sei aber «völlig unangemessen» gewesen, hiess es weiter.

Spital in Brand gesteckt

Die Gewalt habe selbst unbeteiligte Zuschauer getroffen. Zu diesem Schluss kamen die Amnesty-Expertinnen und -Experten aufgrund von Untersuchungen in Ägypten, wie die Organisation weiter mitteilte. Die Behörden hätten versprochen, bei der Räumung auf dem Rabaa-al-Adawija-Platz in Kairo «nur graduell Gewalt einzusetzen», die Demonstrierenden rechtzeitig zu warnen und ihnen das Verlassen des Platzes zu ermöglichen. All diese Versprechen seien nicht eingehalten worden.

Zahlreiche Augenzeugen und ärztliches Personal hätten zudem berichtet, dass etliche Menschen mit gezielten Schüssen auf Kopf und Brust getötet worden seien. Ferner wurden auch Spitäler angegriffen. So musste das Rabaa-al-Adawiya-Spital evakuiert werden, nachdem Sicherheitskräfte mit Tränengas angegriffen und den ersten Stock in Brand gesteckt hätten.

Ägypten solle die Vorgänge vom 14. und 15. August von UNO-Experten untersuchen lassen, forderte Amnesty International. Namentlich Christof Heyns, UNO-Sonderberichterstatter für aussergerichtliche, summarische und willkürliche Hinrichtungen, solle ins Land gelassen werden. Die UNO-Leute sollten «das Muster exzessiver und unrechtmässiger tödlicher Waffeneinsätze durch die ägyptischen Behörden» seit Januar untersuchen.

(asu/sda)


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