GESELLSCHAFT
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Spaniens Beamte nehmen Abschied von der Siesta

Donnerstag, 29. Dezember 2005 / 19:51 Uhr
aktualisiert: 30. Dezember 2005 / 14:18 Uhr

Madrid - Die Beamten in Spanien sollen künftig auf die Siesta verzichten.

Vorbei ist es mit der langen Siesta-Pause.

Eine Neuregelung der Dienstzeiten, die am 1. Januar in Kraft tritt, sieht für weite Teile des öffentlichen Dienstes ein Verkürzung der Mittagspause auf eine Stunde vor.

Die meisten spanischen Beamten weinen der ausgiebigen Mittagsruhe von bis zu drei Stunden jedoch keine Träne nach, auch wenn die Siesta zuweilen als ein urspanisches Kulturgut wie der Flamenco oder der Stierkampf gegolten hatte. Für die Staatsbediensteten zählt vor allem, dass die Neuregelung es ihnen erlaubt, den Feierabend um bis zu zwei Stunden vorzuziehen.

Bisher taten die Beamte von 9.00 bis 14.00 Uhr und von 17.00 bis 20.00 Uhr Dienst. Dies bedeutete, dass sie einen längeren Arbeitstag hatten als ihre Kollegen in fast allen anderen EU-Ländern und ihre Familien kaum zu Gesicht bekamen.

Siesta verringert Wettbewerbsfähigkeit

Die Neuregelung sieht vor, dass die Ministerien um 18.00 Uhr schliessen. Der für den öffentlichen Dienst zuständige Minister Jordi Sevilla appellierte an seine Kabinettskollegen, die Regelung in allen Ministerien zügig umzusetzen.

Die Privatwirtschaft rief er auf, dem Beispiel der Behörden zu folgen. In der Praxis jedoch waren viele Firmen der Regierung längst zuvorgekommen. Die Supermärkte und Kaufhäuser in spanischen Grossstädten sind seit langem mittags durchgehend geöffnet. Auch zahlreiche Grossbetriebe und Fabriken nehmen seit einiger Zeit keine Rücksicht mehr auf die Tradition der Siesta.

Experten hatten festgestellt, dass die lange Mittagspause die Arbeitseffektivität und damit auch die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft verringert.

(smw/sda)


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