WM
Anzeige
Stefan Müller: Erster Auftritt bei den Grossen

Dienstag, 9. August 2005 / 11:14 Uhr
aktualisiert: 14:06 Uhr

Speerwerfer Stefan Müller debütiert heute um die Mittagszeit an internationalen Titelkämpfen.

Stefan Müller will heute bei seinem ersten Auftritt locker bleiben.

Der 26-Jährige muss in der Qualifikation in den Bereich seiner Bestleistung (78,98 m) vorstossen, um als klarer Aussenseiter gleichwohl den Zwölfer-Final vom Mittwochabend zu erreichen.

Speerwerfen ist in Finnland Nationalsport. Jeder hat sich in dieser Disziplin einmal versucht, kennt seinen Bestwert. Der Finalabend vom Mittwoch war denn auch als erster Event an den WM ausverkauft. Alle hoffen auf einen Sieg ihres Idols Tero Pitkämäki, der die Jahres-Bestenliste mit 91,53 m anführt.

Trainer McHugh immer noch aktiv

"Jeder Finne hat eine Zweitwohnung am See, und die Kinder versuchen, Steine oder Holzstöcke so weit als möglich ins Wasser zu werfen", sagte Müllers Trainer Terry McHugh. Der gebürtige Ire ist trotz 42 Jahren als Aktiver noch nicht offiziell zurückgetreten, weist eine Bestweite von 82,75 m auf und warf das Gerät noch 2004 auf 75 m. Nun versucht er seit letztem Winter, den Athleten des LV Winterthur auf sein einstiges Niveau zu heben.

Stefan Müller, Biochemie-Student an der ETH Zürich, sicherte sich die Teilnahme in Helsinki am Europacup in Gävle, wo ihm bloss vier Versuche zu Verfügung standen. Der Limitenwurf bei reduziertem Pensum stimmt ihn für die drei Qualifikations-Würfe zuversichtlich. Top und Flop liegen in seiner Disziplin nahe beieinander, auch Favoriten straucheln oft.

Locker bleiben

Es gilt, bis vor dem Abwurf locker zu bleiben, damit sich der Körper wie ein Pfeilenbogen spannen kann. Mit Krampf und Murks lässt sich wenig ausrichten. Wer zu viel erzwingen will, riskiert Verletzungen. Die Olympia-Qualifikation 2004 musste Müller nach einem Bänderriss im Ellbogen vergessen, und auch in den Jahren zuvor war er nicht ohne Blessuren über die Runden gekommen. "Gute Würfe kann der Körper dutzendweise vertragen, schlechte kaum", sagt Müller.

Die Final-Qualifikationsweite ist auf 81,00 angesetzt. Als Nummer 23 unter 31 gemeldeten Athleten hilft Müller wohl nur ein Exploit weiter. Schafft er diesen, gerät auch der Uralt-Rekord (79,94 m) von Rudolf Steiner von 1989 ins Wanken. Andererseits droht eine Blamage, zumal er bei der Hauptprobe nicht über 70 m gekommen ist.

Druck positiv umsetzen

"Ich versuche die negativen Gedanken zu verdrängen", sagt der umtriebige Hüne, der neben Studium und Sport mit Kollegen einen Online-Shop für Sporternährung und Leichtathletik-Material betreibt. "Ich will den Druck positiv umsetzen. Ich habe in den letzten zwei Monaten konsequent auf diesen Tag hin gearbeitet."

"Ich bin der Wettkampf-Typ", bilanziert Müller in einer Selbsteinschätzung und hofft, dass ihm auch Petrus beisteht. Rückenwind behagt ihm mehr, kühle Witterung würde ihn gegenüber dem Grossteil der Kollegen, die sich warme Sommertage gewöhnt sind, bevorteilen. "Ich träume vom Final, mit einem perfekten Tag ist dies machbar."

(Hans Leuenberger, Helsinki/Si)


Artikel-Empfehlungen:

Trotz zweitbestem Wurf der Saison out9.Aug 13:59 Uhr
Trotz zweitbestem Wurf der Saison out
Schweizer Rekord für Christian Belz9.Aug 09:15 Uhr
Schweizer Rekord für Christian Belz
Schweizer Athleten unter Kritik8.Aug 20:05 Uhr
Schweizer Athleten unter Kritik