Tibeter verlangen in Bern mehr Druck auf China Samstag, 11. März 2000 / 14:07 Uhr
Bern - An einer Kundgebung in Bern zum 41. Jahrestag des
tibetischen Volksaufstands gegen China haben Tibeter-Organisationen
in der Schweiz und Europa mehr politischen Druck auf China
verlangt.
Die Kundgebung vom Samstag zog wie jedes Jahr vom Helvetiaplatz
vor die chinesische Botschaft, wo Reden gehalten und ein Memorandum
überreicht wurde. In einer Botschaft zum Jahrestag zog der Dalai
Lama eine mehrheitlich düstere Bilanz.
Dennoch bemühten sich die Tibeter seit Beginn des Exils, stets
«das Beste zu hoffen und auf das Schlimmste vorbereitet zu sein».
Es sei sein fester Wille, mit der chinesischen Regierung in Kontakt
zu treten und sie zu einem Prozess des Dialogs und der
Verständigung zu bewegen.
Leider habe aber die Menschenrechtssituation im Tibet eine
kritische Wendung genommen. Die Kampagnen des harten Durchgreifens
und der patriotischen Umerziehung würden mit jedem Jahr
intensiviert, heisst es in der Erklärung. Letztes Jahr habe es
sechs Todesfälle durch Folter und Misshandlung gegeben.
Im Tibet gebe es 615 politische Gefangene. Seit 1996 seien
11 409 Mönche und Nonnen gezwungen worden, die Orte des Gebets und
des Studiums zu verlassen. Der jüngste politische Gefangene sei der
10-jährige Panchen Lama; der Dalai Lama ist «tief besorgt» über
dessen Schicksal.
Die an der Kundgebung beteiligten Organisationen verlangen vom
Bundesrat, mehr politischen Druck auf China auszuüben und die
Einhaltung der Menschenrechte «offen und unmissverständlich»
einzufordern. Der Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation (WTO)
sei an Fortschritte in Sachen Menschenrechte zu knüpfen.
(klei/sda)
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