Tom Boonen wie ein TGV nach Roubaix Sonntag, 8. April 2012 / 16:25 Uhr aktualisiert: 18:05 Uhr
Tom Boonen egalisierte mit seinem vierten Triumph im Pavés-Klassiker Paris - Roubaix den bisher alleinigen Rekordhalter Roger de Vlaeminck (Be). Boonen traf nach einer Solofahrt über 52 km als Solosieger im Velodrom in Roubaix ein.
 Tom Boonen brach 52 Kilometer vor Schluss aus und fuhr als Sieger ins Ziel.
Der Sprinter Tom Boonen siegte im Stile des Rollers Fabian Cancellara. Der Berner hatte bei seinem Erfolg vor zwei Jahren mit einem Solo über die letzten 47 der 259 km aufgewartet. Boonen legte die letzten 52 der diesmal 257,5 km alleine an der Spitze zurück. Zwei weitere Unterschiede gibt es zwischen 'Tornado-Tom' und Cancellara. Der Berner wies vor zwei Jahren genau zwei Minuten Vorsprung auf den Norweger Thor Hushovd auf, Boonen diesmal 'nur' 1:39 Minuten auf Sébastien Turgot (Fr). Und für Boonen ermittelten die Zeitnehmer ein Stundenmittel von 43,48 km/h. So schnell war kein Sieger mehr in Roubaix seit Peter Posts Rekordfahrt 1964 mit einem Durchschnitt von 45,129 km/h.
«Das ist der schönste meiner vier Triumphe in Roubaix. Ich durfte die Früchte von sechs Monaten harter Arbeit ernten», freute sich Boonen. Der 31-Jährige hatte schon vor dem letzten Kilometer mit der rechten Hand gegen die TV-Kamera das Zeichen von vier Triumphen gemacht. 2005, 2008, 2009 und nun 2012 durfte der Belgier bei der Siegerehrung der dem Sieger vorbehaltenen Pflasterstein entgegen nehmen. Boonen egalisierte die Bestleistung von Roger de Vlaeminck. Dieser hatte sich 1972, 1974, 1975 und 1977 bei der 'Fahrt durch die Hölle des Nordens' durchgesetzt. Dafür gehört Tom Boonen nach seinem neuesten Sieg ein anderes Primat. Der Belgier ist der einzige Fahrer der Geschichte, dem zweimal in der gleichen Saison (2005 und 2012) das Double Flandern-Rundfahrt und Paris - Roubaix gelang.
«Als sich die Gruppe mit mir und Filippo Pozzato bildete, schoss mir durch den Kopf, es sei noch etwas weit bis ins Ziel. Als ich alleine vorne war, dachte ich, das sei kaum zu schaffen. Aber ich wusste auch, dass unter den Verfolgern keine grosse Einigkeit herrschen würde», schilderte Tom Boonen jene Momente, die ihn zum längsten Sprint seiner Karriere zwangen. Der Belgier weiter: «Das war in der Tat eine verrückte Aktion. Aber ich erlebte einen perfekten Tag, an dem ich ein solches Risiko eingehen kann. Als mein Vorsprung auf eine Minute anwuchs, war ich meiner Sache ziemlich sicher. Vorher befürchtete ich, ein frischer Fahrer hole mich ein und lasse mich hinter sich. Ich geriet nie in Panik und sagte mir, dass ich einen Kilometer nach dem anderen und jeden Pavés-Sektor nach dem anderen nehmen soll.» In 27 Pavés-Abschnitten summierte sich ein Total von 51,5 km an Pflastersteinen.
Der Wegbereiter zum Triumph des Belgiers war ausgerechnet Filippo Pozzato, der vor Wochenfrist in der Flandern-Rundfahrt gemeint hatte, er könne den Belgier im Spurt schlagen, und der für einen Radprofi unglaublich anmutende taktische Schnitzer beging. Diesmal liess Pozzato hinter Boonen und dessen Teamkollegen Niki Terpstra (Ho) abreissen und forderte die übrigen Begleiter auf, die Lücke zu schliessen. Mit seinem Verhalten leitete Pozzato seine eigene Niederlage ein.
Wenige Kilometer später bildete sich hinter Boonen eine vorerst sieben und kurz darauf 14 Fahrer zählende Verfolgergruppe. Während rund 20 km lastete die Nachführarbeit ausschliesslich auf den Schultern der vier Vertreter des Teams Sky. Erstaunlicherweise wehrten sich Juan Antonio Flecha, Edvald Boasson Hagen, Ian Stannard und Matthew Hayman nicht gegen dieses Diktat. Erst auf den letzten 20 km ergab sich unter den Verfolgern eine Selektion, doch zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich der Triumph Boonens längst ab.
Bester Schweizer war Gregory Rast auf Platz 13. Der Zuger wurde schon zu Beginn des Waldes von Wallers-Arenberg von einem Defekt ereilt und fuhr danach immer hinter den stärksten Gegnern her. Neben Rast erreichte noch Michael Schär (37.) das Ziel im Velodrom von Roubaix. «Es ist hart, aber ich verfolgte das Rennen vor dem Bildschirm. Ich werde nächstes Jahr wieder am Start stehen, denn in meiner Vitrine hat es noch Platz für einen weiteren Pflasterstein», twitterte derweil Fabian Cancellara.
Resultate:
110. Paris - Roubaix (257,5 km): 1. Tom Boonen (Be). 2. Sébastien Turgot (Fr) 1:39. 3. Alessandro Ballan (It). 4. Juan Antonio Flecha (Sp). 5. Niki Terpstra (Ho), alle gleiche Zeit. 6. Lars Boom (Ho) 1:43. Ferner: 13. Gregory Rast (Sz) 4:23.
(fest/Si)
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