Doch während die übrigen Carmens, Pieros und Alexanders ihre Casting-Vergangenheit abzuschütteln versuchen, schafft Anastacia ihre eigene Talentschmiede. So dürfen in Basel, wie in den übrigen Städten der Tour auch, drei junge Frauen neben ihrem Idol auf der Bühne stehen.

Jede Teilnehmerin singt ein Mal den Refrain des Hits One day in your life, die Meisterin selbst übernimmt die Strophen. Dem Publikum fällt die Entscheidung leicht, es kürt Kathrin aus Baden zur Siegerin.

Diese MusicStar-Einlage markiert den Höhepunkt einer Show, die in der ersten Hälfte belanglos vor sich hin plätschert. Zunächst wirken die Songs reizlos aneinandergehängt und lediglich routiniert vorgetragen.

Viel zu sehr ist Anastacia damit beschäftigt, die Talente ihrer Band hervorzustreichen. Die Musiker dürfen ihre Soli spielen, die Tänzer ihre Breakdance- und Balletteinlagen darbieten und die Hintergrundsängerinnen ihre Improvisationen röhren. Das wirkt langfädig.

Gekommen sind die 9000 Zuschauer nämlich wegen der 1,60 Meter grossen Powerfrau aus New York. Und diese taut in der zweiten Hälfte des Konzerts endlich auf. Die Show erhält Drive, die Sängerin findet den Draht zum Publikum.

Anastacia ist eine Sympathieträgerin. Trotz flauer Momente zu Beginn wird während des fast zweistündigen Konzertes immer wieder klar, wie sehr die Fans ihr Idol lieben. Als sich die Sängerin in ergreifenden Worten für die Unterstützung während ihres Kampfes gegen ihre Brustkrebserkrankung bedankt, kennt die Begeisterung keine Grenzen.

Die Fans bekommen aber auch eine nachdenkliche Anastacia zu sehen. Klar spricht sie sich gegen die Kriege auf der Welt aus. Zu US-Präsident Bush fällt allerdings kein Votum à la R.E.M oder Dixie Chicks.

Unverfänglich bleibt auch der Schluss: Anastacia verabschiedet sich mit ihrem Megahit I´m outta love. Das Publikum kennt jede Zeile. Und die Halle gleicht ein letztes Mal einer riesigen Casting-Showbühne.

(rr/sda)