MEHR SPORT
Anzeige
Unihockey: Frauen-WM - 156 Sekunden dauerte die Hoffnung auf die Sensation

Samstag, 24. Mai 2003 / 22:17 Uhr
aktualisiert: 25. Mai 2003 / 10:15 Uhr

Die Schweiz unterlag im WM-Final in der mit 2800 Zuschauern ausverkauften Wankdorfhalle in Bern Schweden 1:8 und holte zum zweiten Mal nach 1999 Silber. Die Differenz schafften die abgeklärt agierenden Skandinavierinnen im ersten Drittel mit fünf Treffern.

Johanna Ekeroth war das personifizierte Ende aller Schweizer Goldträume und des ersten Sieges überhaupt gegen Schweden. Die 26-jährige Stürmerin erzielte vier der fünf schwedischen Tore im ersten Drittel und war damit verantwortlich für die vorentscheidende Differenz nach dem ersten Abschnitt. Im letzten Drittel erzielte sie schliesslich gar ihr fünftes Goal zum Endstand von 8:1. Das hochfavorisierte Tre-Kronor-Ensemble ging bereits nach 156 Sekunden in Führung, als Ekeroth einen idealen Auswurf von Goalie Sofia Pettersson zum 1:0 verwertete. Weitere 156 Sekunden später nutzten die Schwedinnen einen Ausschluss gegen Martha Dubacher durch Hermine Dahlerus zum 2:0. Zwar brachte Petra Kundert nur 21 Sekunden danach wieder etwas Hoffnung und Stimmung in die Wankdorfhalle, doch Ekeroth war 53 Sekunden nach dem Schweizer Anschlusstreffer abermals erfolgreich.

Spektakel hatte Nationalcoach Thomas Rieben für die Affiche Schweiz - Schweden zwar versprochen, dass sein Team aber vor allem mit den punkähnlichen Frisuren für Aufsehen sorgte und derart deutlich verlieren würde, hätte er kaum erwartet. Der schwedische Angriffswirbel prasselte auf das Schweizer Tor nieder wie das gleichzeitig tobende Gewitter über Bern. Spätestens nach dem 7:1 nach 26 Minuten war auch die bis dahin ausgezeichnete Stimmung in der Halle gedämpft -- zu überlegen spielte die Equipe in gelb. Ein kleines Erfolgserlebnis konnte immerhin Laura Tomatis feiern, die beim Stand von 1:7 für die bedauernswerte Sabine Forster ins Schweizer Tor kam und sich nur einmal bezwingen lassen musste.

Tränen zum Ende, aber Silber gewonnen

Die Schweizerinnen können trotz der nach dem enttäuschenden Ende vergossenen Tränen auf eine gelungene WM im eigenen Land zurückblicken. Einzig im Final mussten sie sich den körperlich und technisch überlegenen Schwedinnen deutlich geschlagen geben. Vor allem der erste Block um Captain Dahlerus, der sechs der acht Treffer erzielte, spielte um mindestens eine Klasse besser. Daneben realisierten die Schweizerinnen deutliche Siege, die wohl gegen Tschechien und Russland erwartet wurden. Im Halbfinal gegen Norwegen (7:3) zeigte die Equipe von Thomas Rieben das eigentliche Meisterstück.

"Wir haben gegen Schweden nur eine Chance, wenn wir das Spiel lange offen halten können, so gesehen konnte ich mich nach dem ersten Drittel 40 Minuten auf die Pressekonferenz vorbereiten", sagte Rieben. "Ich werde wohl noch einige Tage enttäuscht sein", so der Coach, der selbst beim Brettspiel mit seinem Patenkind nur sehr ungern verliert. Captain Brigitte Wegmann, die am Finaltag ihren 28. Geburtstag feierte, sagte stellvertretend für das ganze Team, man habe Silber gewonnen und nicht Gold verloren. "Es hat wohl die beste Mannschaft gewonnen", so die Stürmerin von Piranha Chur. "Es ist mir eigentlich auch lieber, so deutlich zu verlieren, als sich nach einer knappen Niederlage lange Vorwürfe machen zu müssen."

Bronzener Trost für Finnland

Finnland gewann dank eines 4:2-Sieges gegen Norwegen im Spiel um Platz 3 die Bonzemedaille und wurde so für die bittere Halbfinalniederlage wenigstens teilweise entschädigt. Im Duell mit Erzrivale Schweden hatte der zweifache Weltmeister das gleiche Schicksal erlitten wie zuletzt die Eishockey-Auswahl, die an der WM in Helsinki dem Nachbarn nach einer 5:1-Führung noch 5:6 unterlegen waren. In der Wankdorfhalle hatten die Finninen am Freitag einen 4:0-Vorsprung verspielt.

Japan erste Nicht-Europäer in der A-Division

Deutschland verlor das Spiel um Platz 7 gegen Tschechien 4:0 und steigt in die B-Division ab. Mit Japan, das den B-Final gegen Polen 7:6 gewann, steigt zum ersten Mal in der Geschichte des Unihockeys ein nicht-europäisches Team in die A-Gruppe auf. Die nächste WM findet 2005 in Singapur statt.

(Sascha Rhyner/Si)