JOËL'S SCOUTING REPORT
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Vaclav Varada: Der «Giftzahn»

Mittwoch, 16. August 2006 / 08:49 Uhr
aktualisiert: 14:21 Uhr

Jetzt wird’s «giftig»! Denn Vaclav Varada galt in seiner NHL-Karriere in Spielerkreisen als einer der unangenehmsten und «giftigsten» Gegenspieler der gesamten Liga. Nun wird er für den HCD die Liga aufmischen. Ein toller Coup für den HC Davos. Zweifellos.

Vaclav Varada ist ein unglaublich unangenehmer Gegner.

Arno Del Curto bestätigte es in den wenigen Interviews, die er zum Thema Ausländer-Verpflichtungen in diesem Sommer gab: Er wolle einen Skorertypen als Flügelstürmer engagieren, der auch zu beissen versteht und kein Schönwetterspieler sei.

Da hat er mit dem Enagement von Vaclav Varada genau das gefunden, wonach er gesucht hatte. Varada ist alles andere als ein «Schmetterling». Viel eher muss man ihn zu der Spielerkategorie zählen, die es versteht, sowohl den direkten Weg zum Tor zu suchen und zu finden wie auch als Gegenspieler und «Rucksack» von gegnerischen Starspielern sich in Szene zu setzen.

Bekanntheit durch «Yashin Bashin’»

Macht man, wie dies in Nordamerika oft einige Zeitschriften und Zeitungen tun, bei NHL-Stars eine Umfrage zu den «unbeliebtesten Spielern», so fallen immer wieder die gleichen zehn bis zwölf Namen. Einer davon ist Vaclav Varada. Der linke Flügeölstürmer Varada war bei den Ottawa Senators und zuvor in Buffalo speziell während der Playoffzeit ein beliebter Spieler, während man ihn bei den anderen Vereinen hasste.

«Er war die Pest auf Kufen. Ein unglaublich unangenehmer und manchmal auch sehr unfairer Gegner», sagte vor drei Jahren NHL-Star Alexei Yashin über ihn. In den Playoffs gegen die New York Islanders mit ihrem Star Yashin, der in Ottawa sehr unbeliebt ist wegen einer Weigerung trotz gültigem Vertrag ein Jahr zuvor für die «Senators» zu spielen (Lohnstreit), hatte Varada den Russen nach allen Regeln der Kunst malträtiert. Es ging als «Yashin Bashin’» in die NHL-Playoffgeschichte ein. Ottawa kam eine Runde weiter.

Auch zuvor liessen Spieler wie Mats Sundin oder andere Stars, die von Varada während der Playoffs «bearbeitet» wurden (das sogenannte «Rucksack»-Prinzip, bei welchem man den Star des Gegners quasi Mann deckt…), kein gutes Haar an dem Tschechen. Dies störte Varada kaum, der auch im «Trash Talk» seinen Mann stehen kann, sondern ist für ihn sogar eine Auszeichnung.

Seine «Kunst» besteht darin, dass er selten viele Strafminuten nimmt, obwohl er ständig die Grenzen des Erlaubten auslotet. Einzig in seiner Juniorenzeit in der Western Hockey League und im NHL-Lockout-Jahr bei seinem Stammclub Vitkovice hatte er sich nicht so gut im Griff, beziehungsweise wurden seine Aktionen mehr bestraft als üblich. Ansonsten ist Varada zwar ein «Giftzahn» erster Güte, aber kein Amokläufer.

Ein «Teamspieler»

Vaclav Varada war nie ein grosser Punktelieferant, aber einer, der stetig skorte. Und besonders dann, als es darauf ankam. In seiner NHL-Laufbahn erzielte Varada in 580 Partien 69 Tore und 144 Assists. Dabei sammelte er 492 Strafminuten. Mit den Buffalo Sabres erreichte der Tscheche vor sieben Jahren den Stanley-Cup-Final. In den Jahren 2000 und 2005 wurde er mit der Tschechischen Republik Weltmeister.

Das sind durchaus beeindruckende Zahlen, die viel über Varadas Spielstil aussagen. Der Mann aus Vitkovice ist sprintschnell, in Powerplay-Situationen kann er vor dem Slot Schmerzen ertragen und ist ein «Fräser». Varada ist polyvalent, erfüllt fast alle ihm aufgetragenen Aufgaben auf den Flügeln. In den Ecken ist er zudem ein geschickter Zweikämpfer. Varada ist also einer, den man getrost als Teamplayer kategorisieren kann.

In der NLA wird er zweifellos nicht der Top-Torjäger, aber er könnte aufgrund der genannten Polyvalenz zu einem der wertvollsten Spieler der Liga avancieren. Und in den Playoffs werden sich alle vor diesem kräftigen «Eiskrieger» (183 cm, 96 kg!) in Acht nehmen müssen.

Eishockey.ch- Scouting Report Vaclav Varada

JW. - Notengebung 1 bis 7 gemäss einem international anwendbaren Notenschlüssel.

7 = herausragend/Weltklasse, 6= Internationale Klasse, 5= NLA-Spitze, 4= NLA-Durchschnitt, 3= Rollenspieler, 2= NLA-würdig aber mit Mängel, 1= NLA-unwürdig

Technik/Skating: 5
Mentale Stärke: 6
Physis: 6
Kondition: 6
Disziplin: 5,5
Taktisches Verständnis: 6
Schusstechnik: 5
Killer Instinkt: 4,5
Belastbarkeit: 7
Zukunftsaussichten: 6

Total: Note 5,7

(Joël Wüthrich, Working Press Basel-Montreal/eishockey.ch)


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