WM 2006
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Wegen «Bierkriegs» hoffen Winzer auf WM-Erfolg

Donnerstag, 25. Mai 2006 / 22:49 Uhr

München - Es war eine klare Front, die sich schon weit vor der Fussball-WM formiert hatte: Auf der einen Seite die US-Brauerei Anheuser Busch mit ihrem Patron Fifa, auf der anderen Seite die Biernation Deutschland.

Die Winzer sind stolz, im Gegensatz zu anderen deutschen Erzeugern Exklusivrechte zu haben.

Vom «Bierkrieg» war über Monate die Rede, weil statt deutscher Braukunst bei der WM ausschliesslich das amerikanische Bier serviert werden sollte. Mittlerweile haben Anwälte in monatelangen Verhandlungen einen spitzfindigen Kompromiss erarbeitet, der einem Unentschieden gleichkommt.

Abseits dieses Spiels um Marktanteile hofft eine andere Gruppe, zum heimlichen Sieger zu werden: Die deutschen Winzer wollen mit vergleichsweise unaufdringlichen Mitteln punkten.

Einmalige Gelegenheit

«Dies ist eine einmalige Gelegenheit, den deutschen Wein bekannt zu machen», schwärmt Armin Göring, der Geschäftsführer des Deutschen Weininstituts (DWI), über die Chancen des am 9. Juni beginnenden Turniers.

Die Winzer seien auch stolz, im Gegensatz zu den anderen deutschen Erzeugern Exklusivrechte zu haben: Wein sei «das einzige deutsche Lizenzprodukt aus dem kulinarischen Bereich, das in den WM-Stadien angeboten wird.»

Für den Lizenvertrag mit dem Weltfussballverband Fifa mussten die Winzer eine Million Euro auf den Tisch legen. Zum Vergleich: Anheuser Busch kosteten die Bierrechte runde 40 Millionen Euro.

Nur für Spezialgäste

Doch wer im Fanblock nun statt Bierbechern kleine Plastikgläschen mit Sylvaner, Riesling oder Gewürztraminer erwartet, wird enttäuscht. Die edlen Tropfen sind während der Spiele nur den VIPs und den Gästen bei offiziellen FIFA-Terminen am Rande des Turniers vorbehalten.

Während diese hochkarätigen Gäste für die Winzer schon mal eine gute Plattform sind, um im Ausland Werbung für deutsche Tropfen zu machen, soll aber auch das «Fussvolk» nicht leer ausgehen. Bei Sonderpräsentationen, Live-Übertragungen auf Weingütern und WM-Partys wird der WM-Wein einer breiten Masse angeboten.

Insgesamt 53 Erzeuger aus ganz Deutschland bieten für das Turnier 130 Weine der verschiedenen Qualitätsstufen und Rebsorten an. DWI-Geschäftsführer Göring hofft, dass in den Stadien 140 000 bis 180 000 Flaschen deutschen Weins verkauft werden und im Umfeld des Turniers weitere zwei Millionen. Diese tragen dann auch ein spezielles Etikett mit dem offiziellen Fifa-Logo.

Der Winzervertreter hofft auf einen deutlichen Impuls für das internationale Geschäft. Nach den jüngsten vorliegenden Zahlen für das Jahr 2003 produzierten die deutschen Anbauer 8,2 Millionen Hektoliter Wein, von denen 2,7 Millionen in den Export gegangen sind.

Kompromiss im Bierkrieg

Während die Winzer sich gut auf die WM vorbereiten konnten, hat sich bei den Brauern im «Bierkrieg» erst jetzt aller Nebel gelichtet. Zum Vorschein kommt ein Sowohl-als-auch: Anheuser Busch wird zwar mit Werbung und eigenem Bier in Deutschland auftreten, allerdings keinen ernsthaften Kampf um den hiesigen Biermarkt führen.

Dafür darf Bitburger neben Anheusers Bud sein «Bit» in den Stadien verkaufen und damit auch das Bierland Deutschland repräsentieren. Ausserhalb der Stadien - Anheuser hat auch die Rechte für die WM-Events mit Grossbildleinwänden gekauft - ist es ähnlich.

Doch auch wenn die Winzer sich angesichts des «Bierkriegs» auf die Schenkel klopfen mögen, auf der Rangliste der beliebtesten Getränke sind sie weit abgeschlagen: Während die Deutschen pro Kopf und Jahr 115 Liter Bier schlucken, trinken sie nur gut 20 Liter Wein. Ein Ausgleich ist in weiter Ferne.

(Laure Fillon, afp/sda)


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