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Wo bleibt der «gute Krieg»?

Montag, 12. Mai 2008 / 11:20 Uhr
aktualisiert: 11:39 Uhr

Es wurde und wird immer wieder von «guten Kriegen» gesprochen, von Waffengängen, die nur dazu dienen sollen, Frieden zu sichern, Leid zu lindern, aus ...

Es wurde und wird immer wieder von «guten Kriegen» gesprochen, von Waffengängen, die nur dazu dienen sollen, Frieden zu sichern, Leid zu lindern, aus der Welt eine bessere zu machen. Der letzte Krieg, der mit einer solchen Verpackung aufgepimpt wurde, war der sich momentan immer noch dahinschleppende Irak-Krieg.

Allerdings war dieser von Anfang an durch gewisse Zweifel an der Lauterkeit der Motive belastet und die fünf Jahre, seit dieses traurige Desaster begonnen hat, dessen einziger Lichtblick die Entfernung von Saddam Hussein war, haben nichts dazu beigetragen, diesen Krieg in irgendeiner Weise zu rehabilitieren.

Denn auch wenn die Iraker einen mörderischen Diktator losgeworden sind, verhöhnt die verpfuschte Durchführung des Feldzuges im Zweistromland und das daraus folgende Leiden für die «befreite» Bevölkerung die angeblichen Motive der USA und zeigen dagegen, dass es wahrscheinlich vielmehr um langfristige strategische Ziele ging – wie auch schon im Kosovo.

Der «gute Krieg» war und wird eine Illusion bleiben. Nicht weil er nicht möglich wäre oder es keine Gelegenheiten dafür gäbe, sondern weil ein solcher Feldzug Opfer ohne möglichen Profit forderte – mit Ausnahme der Dankbarkeit einer leidenden Bevölkerung.

Birma wäre so ein Kandidat. Ein korrupter Haufen von völkermordenden Generälen, die lügend und betrügend ihr Volk ausbeuten und unterdrücken, Minderheiten massakrieren und nach einer Naturkatastrophe offensichtlich auch eine Million Toter in Kauf nehmen – nur um ihre jämmerlichen Privilegien zu schützen. Dieser Haufen uniformierter Versager wäre spätestens jetzt das perfekte Ziel für einen «guten Krieg», eine international geführte Kampagne, die nur das Ziel hätte, die Generäle gefangen zu nehmen und vor ein Tribunal zu bringen, eine demokratische Regierung einzusetzen (man könnte ja die letzten, von den Militärs annulierten Wahlen als Grundlage nehmen) und die Hilfslieferungen ungebremst in Gang zu bringen.

Doch solchen Gedankenspielen steht der ungebremste Zynismus der Mächtigen im Weg. Denn was würde das bedeuten? Was wären die Konsequenzen? Selbst wenn keine unmittelbare Gefahr für das eigene Regime bestünde, wäre China garantiert dagegen. Denn Demokratiebewegungen in nahen Ländern sind äusserst suspekt. Die USA werden auch die Finger von einer solchen Initiative lassen: Kaum nennenswerte Rohstoffquellen, keine noch so unplausible Verbindung zu 9/11 und nach letzten Informationen versteckt sich auch Osama Bin Laden nicht in Rangun. Für Russland und Indien böte ein Eingreifen am Irrawaddy-Delta nichts, dass sie dazu motivieren könnte, einen Finger zu rühren oder gar ein Bataillon in Marsch zu setzen. Und bis die EU was beschliessen würde ist eh Weihnachten vorbei.

Am Ende bleiben Tod, Verzweiflung, Abscheu und die traurige Realisation, dass der «gute Krieg» nur dann gemacht wird, wenn vor allem niederen Motiven und nicht nur höheren Interessen wie Humanität und Menschenrechten gedient werden soll. Man hat dann ja in 5 Jahren immer noch Zeit, sich mit Schrecken an das Grauen von Zyklon Nargis zurück zu erinnern und sich dann zu schwören, dass so etwas nie mehr passieren darf.

(von Patrik Etschmayer/news.ch)